Tag 16-20: Tokio Nightlife

Tag 16-20: Tokio Nightlife

An Tag 16 haben wir es ruhig angehen lassen und die etwas Nachbarschaft erkundet. Um ein wenig unsere westlichen Geschmacksknospen zu aktivieren, haben wir uns einen gut bewerteten Burgerladen zum Mittagessen herausgesucht. So langsam merken wir nämlich, dass wir etwas kreativer mit unserer Ernährung werden müssen. Denn so sehr wir japanisches Essen lieben, als Tourist ohne vollwertige Küche tappt man schnell in die Falle sich sehr einseitig zu ernähren und so stellt sich langsam eine Reis-Nudel-Sandwich-Sperre bei uns ein. Auf dem Weg zum Burgerladen sind wir an einem Bürogebäude von Ban Dai vorbeigelaufen, an welchem uns Statuen von San Goku, Godzilla und Co. guten Tag sagten. Erinnert ihr euch noch daran, dass es früher in Deutschland noch mehr Ban Dai Spielzeug gab als heute oder kommt das nur uns so vor?

A pros pros Kinder und Spielzeug, am nächsten Tag besuchten wir Akihabara, was auch oft als "Electric Town" bezeichnet wird. Dieser Stadtteil ist rappelvoll mit Anime, Manga, dem dazugehörigen Merch und Videospielen. Hier findet das Sammlerherz wirklich alles, angefangen von Figuren der Lieblingscharaktere (ob neu oder gebraucht), Sammelkarten, Retrokonsolen und -spiele und vieles mehr. Eingerahmt wird das Programm von Maid Cafés und Spielearkaden. Wir haben hier hauptsächlich Window Shopping betrieben, da wir uns natürlich etwas zurückhalten müssen, andernfalls wären die Koffer bald schon voll und die Konten leer. Wir kommen glücklicherweise sowieso nochmal nach Tokio zurück und können dann den verfügbaren Platz im Koffer auffüllen 😉.

Tags drauf ging es weiter mit Kontrastprogramm. Da in unserem Zimmer Zimmerservice angesagt war, wurden wir für 6 Stunden vor die Tür gesetzt. Daher entschieden wir uns für einen Spaziergang zum Ueno Park. Dieser ist einer der größten Parks in Tokio und hat vieles zu bieten. Neben schönen Gartenanlagen findet man auch hier Tempel und Schreine, aber auch Cafés, Straßenkünstler und Wochenmärkte. Auch die Besucher sind spannend anzusehen, so beobachteten wir beispielsweise einen Mann, der seine Haustier-Kapuzineräffchen in den Kirschbäumen Gassi führte und um den sich gefühlt alle Kinder des Parks scharten. Wärend wir das Treiben beobachteten, ließen Passanten Bananen als Futter für die Tiere da. Kurios war auch die Masse an Kinderwägen, in denen Hundebesitzer ihre Mini-Vierbeiner durch den Park schoben. Natürlich gab es auch den ein oder anderen Kinderwagen mit menschlichen Passagieren. Es war auch mal schön ein paar Kinder zu sehen, ausgehend vom allgemeinen Stadtgetümmel könnte man den Eindruck bekommen in Tokio herrsche Kinderarmut.

Unser Freitag startete mal wieder etwas sportlich. Da wir bisher noch keinen Abend hatten, an dem es auch ein Abendprogramm zu erleben gab, haben wir uns fest vorgenommen unsere Kräfte für abends aufzusparen und neben dem kleinen Training bis in die Dämmerstunden nichts zu unternehmen.

So sind wir gegen 18 Uhr losgezogen und starteten mit einer Runde Karaoke. Dem ging allerdings eine kleine Recherche voran, denn der Karaokemarkt ist hart umkämpft. In Tokio gibt es mehrere Ketten, die private Karaoke-Boxen auf Zeit anbieten. Nur um ein paar zu nennen: Big Echo, KaraokeKan und Manekineko Karaoke - Unser Gewinner des Abends. Karaokeboxen sind bei den Japanern sehr beliebt, wahrscheinlich auch weil man aufgrund der dünnen Wände in üblichen japanischen Häusern und den Benimmregeln des öffentlichen Lebens kaum die Chance hat mal laut und expressiv zu sein. Auch uns ist aufgefallen, dass man automatisch ein leiseres leben in Japan führt, je länger man hier ist. So langsam fehlt Hannes das Schlagzeug spielen und Julie das Tanzen und generell auch mal laut Musik hören. Wir konnten es nicht genau zuordnen, aber scheinbar werden solche Boxen auch für das Üben von Instrumenten genutzt. Als wir ankamen haben wir jemanden die Tonleiter rauf und runter auf einem Blasinstrument spielen hören. Powered by japanischen alkoholischen Mischgetränken, schmetterten wir uns durch das englischsprachige Songangebot und entschieden uns anschließend noch eine Bar ausfindig zu machen.

Gesagt, getan schlenderten wir durch die Gassen des nächtlichen Asakusa und wurden schnell fündig bei der "Not Suspicous Bar". Diese ist ein typisches Izakaya mit Platz für ca. 10 Gäste. Aber der Vibe war eher modern und jung und geprägt durch Offenheit für internationale Gäste, sodass es einen guten Mix aus Japanern und ausländischen Touristen wie uns gab. Wir haben viele Gespräche geführt, angefangen mit der Frau mit dem Spitznamen "Sakura-chan" die uns bediente. Später sollte sie sich als die Besitzerin des Lokals entpuppen. Wir erfuhren, dass sie Mitte 2020 bei ihrem damaligen Arbeitgeber aufhören musste, weil die Corona-Pandemie vor allem die Bar-Szene hart getroffen hatte und somit die Bar schließen musste. Damals hatte die Bar bereits schon den selben Namen getragen, aber war in der Golden-Gai angesiedelt. Daraufhin hat sie den mutigen Schritt gewagt sich selbständig zu machen und diese Bar ihre Eigene neu zu eröffnen. Dadurch, das viele Lokal- und Ladenbesitzende ebenfalls pleite gingen, konnte sie sich für einen erschwinglichen Preis ein Platz direkt an der Nakamise-Straße sichern - eine vor allem tagsüber sehr gut besuchte Straße, da sie direkt zum Senso-ji Tempel führt. Das Interieur ist einzigartig: Die Theke, die Decke und Wände sind kaum noch zu erahnen, denn diese sind mit Notizzetteln übersäht. Mit Notizblock und Wachsmalstiften wird man als Gast eingeladen, sich neben den tausenden anderen Kunstwerken zu verewigen. Die Cocktails sind sehr kreativ, so gab es für uns beispielsweise einen "Suspicious Soy Sauce", in dem tatsächlich Milch und Sojasoße eingemixt waren. Doch das war alles, wonach wir hätten fragen können - super lecker. Neben uns saß ein amerikanisches Pärchen, die aus Orlando kamen und eine Gruppe Australier. Zusammen mit ihnen haben wir uns über unsere bisherigen Erfahrungen in Japan ausgetauscht, stießen zusammen an und kritzelten abwechselnd auf dem Zeichenblock herum. Am intensivsten haben wir uns mit einem japanischen Stammgast unterhalten, der gerade von einer zweimonatigen Reise aus New York wieder zurück kam. Er hatte für die Zeit bei einem Freund in dessen Bar ausgeholfen. Amüsant war wie er zufrieden ausatmete, als er uns davon erzählte, dass er zwar New York liebt aber sehr froh ist wieder in Japan zu sein. Verglichen mit seiner Heimatstadt ist es in der amerikanischen Großstadt viel lauter und ungesitteter und es laufen mehr "crazy people" herum. Außerdem scheint New York sehr dreckig zu sein, wie er uns eindrücklich vermittelte. Von ihm konnten wir noch ein paar Reisetips für unsere Tour abstauben. Es war ein sehr gelungener Abend.

Tag 20, heute gibt es nicht viel zu berichten, denn wir packen. Morgen geht es weiter nach Nagasaki.