Tag 23-26: Von Tauben und Drachen

An Tag 23 weckte uns die Sonne mit bestem Wetter, also mussten wir uns etwas dem Sonnenlicht aussetzen. Unsere Pläne führten uns zu Glover Garden, eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten in Nagasaki. Der Garten wurde Thomas Blake Glover gewidmet, der sich als Händler Mitte des 19. Jahrhunderts in Nagasaki niedergelassen und dort den internationalen Handel in Sachen Kohlebergbau und Schiffbau maßgeblich vorangetrieben hat. Dorthin führt eine Souvenirläden gesäumte, kitschige und steil bergauf verlaufende Kopfsteinpflasterstraße. Man kommt auch an der Oura-Kathedrale vorbei, diese haben wir allerding links liegen gelassen - Als Erfurter hatte uns schon das Exterieur nicht überzeugt, da sind wir einfach pompöseres gewöhnt 😉.
Mit Betreten der Gartenanlage hatte das Schwitzen ein Ende, denn wenn man es bis hier hin geschafft hatte konnte man den restlichen Berg komfortabel mit der Rolltreppe hochfahren. Vom höchsten Punkt des Areals arbeiteten wir uns dann zu Fuß bergab von Gebäude zu Gebäude. Die im Glover Garten befindlichen Gebäude, sind die ehemaligen Wohnhäuser von Glover und anderen westlichen Einflussnehmenden. Unser Fazit: Für uns als Europäer sind die alten Gebäude und ihre Einrichtung vielleicht nicht so besonders - Julie kommentierte die ein oder andere Kommode mit "So sah's bei meiner Oma auch mal aus". Auf Japaner hinterlässt es sicherlich einen größeren Eindruck. Das ist vielleicht vergleichbar zu japanischen Gärten oder asiatischen Ausstellungsstücken in unseren Museen in Deutschland und den Eindruck den wir davon gewinnen. Die Gartenanlage, der geschichtliche Aspekt und der Hafenblick haben uns aber sehr beeindruckt. Ein weiteres Highlight war Hannes Einlage als Tauben-Beschwörer: Gerade angekommen, ließen sich die ortsansässigen Tauben zur Kontaktaufnahme auf ihm nieder. Ein magischer Moment der nicht nur uns erfreute, sondern auch die Leute um uns herum.
Die selbe kitschige Straße bergab überzeugte uns ein kleines Café von einem "Castella-Eis-Sandwich". Castella gehört wie auch der Türkische Reis zu den lokalen Spezialitäten in Nagasaki, deswegen mussten wir quasi probieren. Hannes witzelte, dass es ja eigentlich nur feiner Rührkuchen mit Eis war - trotzdem lecker.
Abends ging es warm eingepackt noch zum Laternenfestival, welches anlässlich des chinesischen Neujahrsfest järlich circa 2 Wochen lang veranstaltet wird. Alle Straßenzüge in Chinatown sind zu dieser Zeit mit Lampion-Ketten und Laternen-Figuren geschmückt und es gibt reichlich folkloristisches Programm. So haben wir uns beispielsweise eine Taiko-Vorführung und den "Drachentanz" angeschaut. Beim Drachentanz wird eine Figur eines Drachen befestigt an Stöcken von mehreren Tänzern kunstvoll und schlangenartig durch die Menge bewegt. Der Tanz wird zu festlichen Anlässen und besonders zum chinesischen Neujahrsfest aufgeführt und soll Glück für das neue Jahr bringen. Dabei wird sich um so mehr Glück versprochen, je öfter und länger der Drache tanzt. Davon wurden auch wir Zeuge, denn die Menschenmenge rief den Drachen immer wieder herbei. Danach haben wir uns an den Festival-Imbißbuden verköstigt und haben die beleuchteten Kunstwerke bestaunt, die überall in der Stadt verteilt herumstanden. Es war wunderschön an einem Volksfest wie Diesem teilzunehmen.
Der nächste Tag wartete nicht mit Sonne, sondern mit durchgehenden Starkregen auf uns. Deshalb konnten wir unsere breitgelatschten Füße ohne schlechtes Gewissen bei einem Netflix-Marathon wieder regenerieren - muss auch mal sein. Am Abend wurden wir allerdings noch überrascht, denn es lagen zwei Briefe aus Deutschland vor unserer Tür. Wir hatten schon nicht mehr damit gerechnet, dass es überhaupt klappt, aber tatsächlich haben uns unsere Briefwahlunterlagen erreicht, sodass wir sogar aus Japan heraus unsere Stimme für die Bundestagswahl 2025 abgeben konnten.
Damit starte auch der nächste Tag, denn wir mussten unsere Unterlagen auch zur Post bringen - Ein kompliziertes aber auch lustiges Unterfangen. Wie wir es befürchtet hatten, gab es ein paar Missverständnisse in der Kommunikation mit den Mitarbeitenden - Irgendwann waren alle 3 Angestellten damit beschäftigt in irgendwelchen Schubladen Unterlagen herauszukramen und mit einem Tablet über eine Übersetzungs-App mit uns zu kommunizeren. Aber am Ende hat es dann geklappt und die Briefe konnten ihren Weg per Luftpost aufnehmen.
Weiter ging es dann auf den Mt. Inasa und dem dazugehörigen Aussichtspunkt. Von dort aus hat man einen tollen Blick über ganz Nagasaki. So toll, dass sogar die Werbeansage in der Gondel der Seilbahn, die uns den Berg hinauf brachte, Diesen als den drittbesten Ausblick bei Nacht DER GANZEN WELT (in 2021) bezeichnete. Die Sichtverhältnisse waren tatsächlich auch so gut, sodass wir weit in der Ferne auch "Hashima Island" (auch Gunkanjima genannt) entdecken konnten. Dies ist eine menschengemachte Geisterinsel mit einer spannenden Hintergrundgeschichte - klare Empfehlung zum selber Recherchieren und Nachlesen 😊.
Somit endete unsere fantastische Zeit in Nagasaki und wir machten uns auf zu unserem nächsten Ziel. Leider war die Überfahrt nach Fukuoka nicht ganz so wie wir uns es vorgestellt hatten. Folgendes: Die Fahrt bestand aus der ersten Hälfte aus der besagten Shinkansen-Fahrt und in der zweiten Hälfte aus einem "Limited Express". Offensichtlich hat dieser Zugtyp an verschiedenen Orten eine andere Bedeutung, so kann ein Limited Express in Tokyo mit einer S-Bahn verglichen werden und ist in dieser Region eher mit einer Regionalbahn vergleichbar. Wir gingen eher von Ersteren aus und dachten, dass unsere Pasmo dafür ausreichen würde. Doch wir brauchten ein Extra-Ticket dafür, also mussten wir am Umsteigeort aussteigen und ein neues Papierticket ziehen. Zuvor haben wir schon im Shinkansen die falsche Uhrzeit erwischt und haben einen Zug später erwischt, was zu einer peinlichen Begegnung mit einer Japanerin führte, auf deren reservierten Sitzplatz wir fälschlicher Weise saßen.
Am Ende des Tages haben wir es nach Fukuoka geschafft und haben erfolgreich Nagasaki hinter uns gelassen.








