Tag 31 & 32: Bambi, Buddha, Bergsteigen

Tag 31 & 32: Bambi, Buddha, Bergsteigen

Tag 31 startete mit unserer Weiterfahrt nach Hiroshima, hierfür nahmen wir wieder den Shinkansen. Side Info: Wenn man wie wir großes Gepäck hat, also mehrere Koffer, die nicht in die Hutablage über den Sitzen passen, oder eben Koffer in Maximum-Größe, muss man im Shinkansen spezielle Sitze reservieren. Diese befinden sich jeweils an beiden Enden der Waggons und bieten Platz hinter den Sitzen für die Koffer. Leider kostet das auch ein bisschen extra und da diese begehrt sind, sorgt das auch dafür, dass wir unsere Fahrkarten immer aus Sicherheitsgründen einen Tag vorher kaufen. Hier mal eine kleine Meckereinheit unsererseits: Oft haben wir geradeso einen solchen Platz buchen können und dann im Zug beobachten dürfen, wie Japaner genau diese Plätze belegten - Allerdings ohne entsprechendes Gepäck dabei zu haben... Das führt zu einer künstlichen Verknappung die uns manches mal ganz schön geärgert hat, weil wir nicht immer zu der Zeit fahren konnten wie wir wollten.

Nach der „Überfahrt“ angekommen, haben wir unser Gepäck im Hotel abgegeben. Da wir noch nicht einchecken durften, ging es direkt ohne Gepäck weiter mit Sightseeing. Unsere erste Station in Hiroshima war Shukkei-en, ein japanischer Garten, gelegen am Kyobashi-Fluss. Bisher ist dieser Hannes Lieblingsgarten, weil er einfach alles hat, was japanische Gärten ausmacht: einen See mit Koi-Karpfen zum Füttern, Stein- und Holzbrücken, einen kleinen Bambuswald, eine Mini-Teeplantage und super alte Kirsch- und Pflaumenbäume (hier haben wir schon die ersten Blüten gesehen). Das war ein wirklich guter Start in unsere Zeit in Hiroshima und entspannt durften wir nach unserem Besuch auch offiziell einchecken. Schon lang unterwegs hatten wir mittlerweile auch schon ziemlich Hunger.

Somit führten uns unsere leeren Mägen direkt zum nächsten Punkt auf Julies Google-Karte: Okonomimura, ein Haus dem japanischen "Pfannkuchen" gewidmet. Neben Austern (denn Hiroshima ist die größte Austernfangregion Japans), Zitronen (Sorte Setouchi) und Momiji-Gebäck, gehört Okonomiyaki zu den regionalen Spezialitäten in Hiroshima. Daneben ist es auch Hannes japanische Leibspeise und in dem Lokal, dass wir aussuchten, wurden diese direkt vor uns auf der Teppanyaki-Platte zubereitet. Abgefüttert sind wir abends ins Hotel gerollt.

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Okonomiyaki ist eine Art herzhafter Pfannkuchen, bestehend aus Soba oder Udon als Grundlage, Weißkohl (geschreddert), Ei und einer sehr herzhaften Sauce on Top. Diese ist schwer zu beschreiben, aber man kann sie mit Ketchup und Worcestersauce zu Hause ähnlich nachmachen. Vielleicht gibt euch das einen Eindruck. On Top kommt Mayo. Oft beinhaltet das Gericht auch noch eine Fisch- oder Fleischeinlage, wie Austern oder Schweinebauch. Okonomiyaki wird auf einer Teppanyaki-Platte gebraten. Es gibt zwei Arten: Hiroshima- und Osaka-Style. Sie unterscheiden sich in der Zubereitung: Osaka Style ist, wenn alle Zutaten vorher verrührt werden und dann ein Bratling einsteht. Beim Hiroshima-Style werden die einzelnen Schichten gebraten und dann aufeinander gestapelt. Das ist natürlich eine sehr starke Vereinfachung.

Für den nächsten Tag war Sonne angesagt, also haben wir uns entschlossen die Insel Miyajima zu besuchen, die unweit vor Hiroshima liegt. Es gibt mehrere Arten, wie man dorthin gelangt. Entweder man nimmt die Öffis bis zum gegenüberliegenden Hafen und nimmt die offizielle Fähre, die zu dem gleichen günstigen Tarif fährt wie der übrige Nahverkehr, oder man nimmt die "Heritage Sightseeing Cruise". Diese startet aus der Stadt heraus und fährt über Kanäle, die ins Meer münden direkt zur Insel. Da die Starthaltestelle für die Sightseeing-Cruise unweit von unserem Hotel entfernt lag, haben wir uns für den Hinweg für Diese entschieden. Vorbei am Friedenspark, den A-Bomb-Dome und an diversen Austernkäfigen, landeten wir schließlich auf Miyajima.

Dort angekommen wurden direkt von den dort freilebenden Rehen begrüßt. Diese sind mittlerweile sehr an Menschen gewöhnt, lassen sich wenn sie in der Stimmung dazu sind auch streicheln, aber kommen vorrangig aus den Wäldern an die menschengefüllten Strandgebiete, um nach Futter zu suchen. Dabei schrecken sie auch nicht zurück die Taschen der Touristen selbst nach Nahrung zu durchsuchen. Das erste was man so auf der Insel tut, ist sich durch die Souvenirstraßen und Fressmeilen durchzukämpfen. Dabei haben wir die Gelegenheit am Schopfe gepackt und uns an Austern versucht. Diese gibt es dort quasi in allen Aggregatzuständen: frittiert, gegart und gegrillt - wobei wir uns für Letzteres entschieden haben. Unsere Annahme war, sollte es uns nicht so schmecken hat es durch die Röstaromen vielleicht noch eher etwas von Grillfleisch, was man geschmacklich wenigstens schon kennt. Allerdings hat die Zubereitungsart nicht geholfen, es war absolut nicht unser Ding. Viel zu salzig und fischig, schmeckt als würde man über den Meeresboden lecken.

Nach dieser besonderen kulinarischen Erfahrung sind wir weiter am Strand in Richtung Itsukushima-Schrein gelaufen. Dieser liegt direkt am Strand und ist berühmt für das Postkartenmotiv schlechthin: Das große rote Tori-Tor mitten im Meer. Eigentlich hatten wir die Hoffnung an dem Schrein ein Ema mit diesem Motiv für unsere Sammlung erhaschen zu können, aber leider schien dieser Teil des Schreins gesperrt.

Nach einer Rast am Strand haben wir uns für eine kleine Bergwanderung aufgemacht, um einen weiteren buddha-themed Tempel anzusehen: den Daishoin. Schon auf dem Weg dorthin wurde uns wieder eindrücklich gemacht, dass man sich nur ein bis zwei Straßen weg vom touristischen Geschehen entfernen muss, um schon fast absolute Ruhe zu haben. Vorbei an süßen, alten Häusern der Inselbewohner*innen, an im Dorf umherirrenden Rehen und nach etlichen Treppenstufen waren wir an dem am Fuße des Berg Misen gelegenen Tempel angelangt. Ähnlich wie beim Nanzoin in Fukuoka, stehen auch hier unzählige einzigarte Stein- und Buddha-Figuren herum. Hier konnten wir glücklicherweise ein Ema kaufen. Optisches Highlight des Tempels war für uns die Henjo-Höhle, dessen Decke mit unzähligen Laternen behangen ist. Nachdem wir die Atmosphäre noch etwas aufgesaugt haben, haben wir den Abstieg gewagt.

Auf dem Rückweg in Richtung Fähre, mussten wir noch ein Souvenirladen besuchen, da wir aus jedem Ort auf unserer Reise mindestens Eines mit nach Hause mitnehmen wollen. Da die Region, wie schon erwähnt, für Zitronen beliebt ist, haben wir uns eine Zitronen-Tabasco-Sauce und eine Zitronen-Gewürzmischung mitgenommen. Nach der Überfahrt mit der Fähre bekamen wir Hunger und weil wir auch noch keine japanischen Pancakes hatten, wurde es auch endlich für diese sehr fluffige Süßspeise Zeit.