Tag 33-35: Hiroshima die Zweite

An Tag 33 wurde es ernst, denn es stand das historische Pflichtprogramm für uns an, der Besuch des Friedensparks mit all seinen Gedenkstätten. Wie es eigentlich jeder Mensch bereits mit dem Namen Hiroshima in Verbindung bringt, wurde im zweiten Weltkrieg die erste Atombombe der Menschheit von den Amerikanern auf Hiroshima abgeworfen, was eine Zerstörung unvorstellbaren Ausmaßes zur Folge hatte.
Start der Besichtigunstour war der sog. Atomic-Bomb-Dome. Dieses Gebäude war einst ein Ausstellungsort für Handelswaren aus Hiroshima. Er war nur 140m vom Epizentrum der Exposion entfernt. Das Gebäude ist zwar komplett abgebrannt, jedoch blieben sowohl die Grundmauern und die namensgebende Kuppel des Gebäudes intakt und somit ist es eines der einzigen erhaltenen Ruinen in Hiroshima. Der Rest der Stadt wurde in großen Teilen dem Erdboden gleich gemacht. Es lässt sich auch im Stadtbild ganz gut erkennen, dass hier nach dem zweiten Weltkrieg alles wieder neu aufgebaut werden musste.
Weitere Monumente und Gedenkstätten, die wir im Friedenspark besucht haben, sind: Die Flamme des Friedens. Diese brennende Fackel wird so lange vom Ausbrennen gehindert, bis es keine Atomwaffen mehr auf der Erde gibt - leider aber offensichtlich hat sie zum Zeitpunkt unseres Besuches noch gebrannt. Oder auch das Childrens Peace Monument, welches den verstorbenen Kindern gewidmet ist, die bei der Detonation ihr Leben lassen mussten. Die Statue zeigt ein Kind, welches einen Origami-Kranich hält und damit prägte sie das Bildniss des Papierkranich als Symbol des Friedens. Neben der Statue befinden sich Glasschaukästen, in denen sich ausgestellte Kunstprojekte von Schülern und Übermengen an Papierkranich-Ketten befinden, was sehr eindrücklich ist. Ebenso den Uhrenturm des Friedens, welcher fest auf die Uhrzeit des Abwurfs der Atombombe eingestellt ist. Es gibt noch sehr viele weitere Monumente, Statuen und kleine Ausstellungsräume im Park, alle hier aufzuzählen wäre leider zu lang.
Nach dem sehr eindrücklichen Spaziergang im Park, wartete als Letztes der Besuch des Museums auf uns. Dieser hat uns sehr bewegt und auch mehrmals zu Tränen gerührt. Zu Beginn wird dem Besucher die schiere Zerstörungskraft der Atombombe anhand von Animationen, Fotografien und Ausstellungsstücken, wie der Kleidung und Alltagsgegendständen von Opfern oder was davon noch übrig blieb, vermittelt. Es gab auch viele Schilderungen von Einzelschicksalen, die sich zu einem Puzzle zusammensetzen und einem ein Gesamtbild des Leids zeichnen. Gedichte, Kunst und Beschreibungen von Menschen, die die Explosion überlebten aber später an den Folgen gestorben waren holen den Besucher ganz persönlich ab.
Der zweite Teil des Museums beschäftigte sich mit den technischen Hintergründen von Atombomben und ihrer Entstehengsgeschichte. Allerdings muss man hierzu sagen, dass eine politikgeschichtliche Einordnung vermieden oder sehr gekürzt und einseitig vorgenommen wurde.
Wichtig und im Museum im Vordergrund stehen sollte der kleineste gemeinsame Nenner auf den sich hier auch konzentriert wurde: Atombomben überschreiten humanitäre Grenzen und schaffen unermessliches Leid. Was in Hiroshima (und Nagasaki) geschehen ist, darf nie wieder passieren. Dennoch fanden wir eine geschichtspolitische Einordung wäre wichtig, um die Dynamiken dessen was geschah sichtbar zu machen und somit Verständnis zu schaffen, um im letzten Schritt verhindern zu können, dass sich die Geschichte wiederholt. Schade war auch, dass die versuchte Neutralität nicht an jeder Stelle gelang, was unter anderem am Weglassen einer Kritik an Japans Kriegshandlungen lag. Außerdem wurde in Nebensätzen (vor allem im Park) hin und wieder doch japanischer Patriotismus sichtbar. Fazit: die Hauptmessage und das Erinnern sind wichtig und schmerzhaft und hier auch sehr gut gelungen. Aber japanische Einnerungskultur sollte blinde Flecken zum Zweck der Aufklärung beseitigen und hat damit eindeutig nachzuholen.
Zum Abschluss dieses harten Ausfluges atmeten wir im Park recht sprachlos noch etwas durch, bevor wir den Ort und auch die Thematik hinter uns lassen konnten. Mittlerweile meldeten sich auch unsere körperlichen Bedürfnisse wieder und vor allem Hunger dominierte. Also suchten wir uns etwas zu essen in der Nähe. Noch hatten wir gar nicht ordentlich ausgenutzt, das Hiroshima Stadt von Hannes japanischer Leibspeise ist, also ging es ein weiteres Mal Okonomiyaki essen. Diesmal einfach in der Nähe unseres aktuellen Standortes. Das konnte die Stimmung für den Tag immerhin ein bisschen retten, aber dennoch passierte den restlichen Tag nicht mehr viel.
Die letzten beiden Tage in Hisroshima ließen wir uns ein bisschen vom Stadtleben treiben. Wir gingen aus zum Essen, spazierten Pokemon Go spielend durch die Gegend, machten Sport und schauten Abends etwas Netflix, laßen Buch oder daddelten auf der Switch. Auch wenn diese Reise für uns ein besonderes Abeteuer ist, brauchen wir hin und wieder ein bisschen "Normalität" und Abstand von unseren Eindrücken und genau das ist eben 2 Tage lang passiert. Wir lesen uns wieder in Kyoto! 😉






